Bei bonsure haben wir es täglich mit Risiken, Risikoreduzierung, Sicherheit, Schäden, Streitigkeiten, Krankheiten und Unfällen zu tun. Wenn unsere Kunden eine Traumreise buchen, denken wir zuerst an Reiserücktritt und nicht an Palmenstrand. Auf Neuigkeiten unserer Kunden reagieren häufig mit einer Risikoerfassung. So ist das nun mal als Versicherungsmakler
Für uns ist das business-as-usual: Unser System 1 ist Herr der Lage und übernimmt das Ruder im Gehirn; Unser System 2 kann sich voll auf den Palmenstrand konzentrieren.
Persönliche Erfahrung und regelmäßig angewendete Prozesse sind wichtig und hilfreich. Keine Frage. Gleichzeitig sind sie auch der beste Nährboden für drohende Betriebsblindheit. Was tun?
Nein, haben wir nicht. Denn das gibt es nicht.
Wie würde man den Versicherungsfall auch erkennen und wie hoch wäre der Schaden?
Vielleicht am ehesten an unzufriedenen Kunden, frustrierten Mitarbeitern, fallenden Umsatzzahlen - obwohl der Markt eigentlich wächst - oder vielleicht auch am Alter der Mitarbeiter und des Unternehmens.
Viel zu subjektiv.
Wenn man sich dann noch umschaut, wie viele betriebsblinde Unternehmen es gibt, dann könnte sich keiner diese Versicherung leisten. Zu hohe Eintrittswahrscheinlichkeit.
Das Gute wäre, dass es wahrscheinlich kaum Schadenmeldungen gäbe, denn der Geschädigte und gleichzeitig Verursacher merkt diese Blindheit meistens gar nicht.
Es gibt unzählige Berater, Frameworks und Methoden, die vor Betriebsblindheit schützen sollen. Häufig trifft man im Rahmen von “agile”, “Innovation”, “Transformation”, “digital” indirekt auf dieses Thema.
Dafür gibt es spezialisierte Berater. Unser Beratungs-Turf ist das nicht, wir konzentrieren uns auf Versicherungen.
Als bonsure geben wir unser Bestes, um das Ausmaß der Betriebsblindheit gering zu halten und die vollständige Betriebsblindheit zu vermeiden.
Natürlich haben wir das Problem Betriebsblindheit weder für uns gelöst, noch haben wir das Problem besiegt. Denn vorrangig ist es ist ein ständiger gemeinsamer Kampf gegen Bequemlichkeit.
Was wir tun? Wir versuchen zum Beispiel immer wieder Prinzipien und Methoden Anderer im Gedächtnis zu behalten und anzuwenden, wir hinterfragen uns selbst und unsere Kollegen kritisch und (meistens) offen.
Ein gutes Beispiel für ein Unternehmen, welches das Problem der Betriebsblindheit im Griff hat, ist Amazon. Zumindest wirkt es so von außen.
Amazon's Ex-CEO Jeff Bezos ist unter Anderem bekannt für seinen Day One Ansatz (“Always act like a startup”).
Gute Ansätze, um business-as-usual und thinking-inside-the-box zu vermeiden. Also einfach die vier Punkte ausdrucken, laminieren und allen Mitarbeitern auf den Tisch legen? Erledigt!
Natürlich nicht. Hinter diesen vier Punkten steckt eine über lange Jahre und sehr konsequent gestaltete Kultur.
Amazon manifestiert das Day one Prinzip an allen Ecken und Enden, damit die Kultur gelebt wird. Es wurde z.B. ein Gebäude danach benannt und auch das Amazon Blog nennt sich "Day One"
Day One - das Amazon Blog
Kultur braucht einen Nährboden und einen Rahmen, um das zu werden, was sich der Herr der Kultur vorgestellt hat. Hört sich einfach an.
Schon mal eine Kombuchakultur gezüchtet und dem SCOBY einen Namen gegeben? Oder hat ihre Joghurtkultur schon mal versucht Ohio zu übernehmen?
Dann wissen Sie, wie das mit Kultur so ist und wie tricky das Ganze sein kann.
Aus der Netflix Serie "Love Death + Robots", Episode 6, "When the Yoghurt Took Over"
Die häufige Konsequenz von Betriebsblindheit ist Day 2. Dazu hat Jeff Bezos 2017 im jährlichen Brief an die Amazon Aktionäre folgendes geschrieben.
“Jeff, what does Day 2 look like?”
That’s a question I just got at our most recent all-hands meeting. I’ve been reminding people that it’s Day 1 for a couple of decades. I work in an Amazon building named Day 1, and when I moved buildings, I took the name with me. I spend time thinking about this topic.
“Day 2 is stasis. Followed by irrelevance. Followed by excruciating, painful decline. Followed by death. And that is why it is always Day 1.”
To be sure, this kind of decline would happen in extreme slow motion. An established company might harvest Day 2 for decades, but the final result would still come.
I’m interested in the question, how do you fend off Day 2? What are the techniques and tactics? How do you keep the vitality of Day 1, even inside a large organization?
Es gibt keine Versicherung gegen Betriebsblindheit.
Bleiben Sie systematisch offen und aufmerksam und arbeiten Sie an einer Kultur, die dies fördert.
Vielleicht hilft auch eine bisschen Paranoia.
Die Paranoia propagiert zumindest der ehemalige Intel CEO Andy Grove in seinem Buch “Only the paranoid survive”. Lassen Sie sich vom reisserischen Titel des Buchs nicht abschrecken.